Auch Führen will gelernt sein

Es ist samstagmorgens, kurz nach halb neun, als die ersten Einsatzfahrzeuge die Unterkunft des DRK-Ortsvereins Wiesental erreichen. Im Flur zwischen der kleinen Küche und dem großen Schulungsraum duftet es nach frisch gebrühtem Kaffee. Der Raum ist beheizt. In einem Brotkörbchen liegen Schokoladenriegel und Traubenzuckerbonbons. Astrid Masche ist seit einer guten Stunde damit beschäftigt, den Raum für die Schulung vorzubereiten. Sie hat einen Stapel Unterlagen und jede Menge Präsentationsmaterial. Monoton brummt ein Projektor samt Laptop auf dem hölzernen Lehrerpult, welches mitten im Raum steht. Astrid Masche hält heute das Seminar „Leiten und Führen von Gruppen“. Inzwischen sind die restlichen Teilnehmer eingetroffen. Einige kommen aus der Nachbargemeinde, andere haben über eine dreiviertel Stunde Anfahrt gehabt. Alle Ehrenamtlichen sind aufgeregt was sie erwartet. Wenige kennen sich.

Astrid Masche tritt in die Mitte des Raums. Nach einer kurzen Vorstellung bricht sie das Eis zwischen den Rotkreuzlern.  „Nun gilt es, eure Menschenkenntnis zu testen“, erklärt sie. In einem ersten Kennenlernspiel müssen sich die Kursteilnehmer gegenseitig einschätzen und Vorlieben, Stärken und Schwächen zuordnen – und dass ohne sich zu kennen. Ziel des Seminars ist die Ausbildung neuer Leitungs- und Führungskräfte im Deutschen Roten Kreuz. Hierfür spielt Menschenkenntnis eine wichtige Rolle. Alle schaffen es, die unterschiedlichen Aussagen über die Ehrenamtlichen den einzelnen Rotkreuzlern zuzuordnen. Zwischenzeitlich hat Astrid Masche kleine bunte Kärtchen verteilt. Die Teilnehmer sollen in kleinen Gruppen ihre Idealvorstellung von einer perfekten Führungskraft ausarbeiten. Stichwortartig werden die Eigenschaften auf die Moderationskärtchen geschrieben. Erste Diskussionen entbrennen. Schnell kommt den Teilnehmern die Einsicht, dass es die perfekte Führungskraft nicht geben kann. Zukünftig wollen aber alle versuchen, sehr nah an dieses Idealbild heran zu kommen. Das passende Handwerkszeug gibt ihnen Astrid Masche an die Hand.  Sie bildet schon seit Jahren Leitungs- und Führungskräfte im DRK-Kreisverband Karlsruhe aus. Gegen zwölf Uhr legen die Teilnehmer eine Mittagspause ein. Ein Teil hat sich was zu essen mitgebracht, der andere Teil bestellt sich Fastfood beim örtlichen Lieferservice. Es duftet nach frischer Pizza. Die Gespräche werden vertrauter. Ein „Wir“-Gefühl stellt sich ein. Ordentlich gestärkt starten die Ehrenamtlichen in den Nachmittag. In Kleingruppen erarbeiten sie den Unterrichtsstoff rund um Personalführung, Kommunikation und Konfliktmanagement. „Gerade versteckte Konflikte können die Zusammenarbeit im DRK erheblich erschweren“, berichtet Astrid Masche. Sie möchte, dass die Rotkreuzler frühzeitig Konflikte erkennen und lösen. Nur so können sie nachhaltig arbeiten.

Kurz schaut Astrid Masche auf die große Uhr über der Eingangstür des Schulungsraums, bevor sie die Teilnehmer in den Feierabend entlässt. Tag eins der zweitägigen Fortbildung ist zu Ende. Die ersten Rotkreuzler packen ihre Taschen. Andere wiederum stehen noch zusammen und unterhalten sich angeregt über Konfliktlösung und andere Lerninhalte des heutigen Tages. Alle sind sicher, dass der morgige Tag wieder schnell, jedoch bestimmt nicht minder interessant, vorbei gehen wird.

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